Rezension BAND 2

Paulitsch, C. (2007). Psychologische Apparate Band 2 (aus der Sammlung des Instituts für Geschichte der Psychologie an der Universität Passau). Passau: Universitätsverlag. 143 Seiten, EUR 32,50. (Hier bestellen)

Mit dem zweiten Band Psychologische Apparate stellt Christian Paulitsch, der Restaurator für wissenschaftliche Instrumente am Institut für Geschichte der Psychologie der Universität Passau, 50 Apparate der experimentellen Psychologie und der Angewandten Psychologie aus der Zeit von ca. 1900 bis 1970 vor.
Die Apparate der Experimentellen Psychologie sind der Anthropometrie und der Messung der Reaktionszeit, der interindividuellen Variationsbreite optischer Täuschungen und visueller Leistungen, der Lernfähigkeit, des Geruchssinns und der Körperkraft gewidmet.

Die Apparate der Angewandten Psychologie sind auf die Untersuchung von Fein- und Grobmotorik ausgerichtet, der räumlichen Vorstellung, der praktischen Intelligenz, der Ausdauer bei motorischen und konzentrativen Anforderungen und auf die spezifischen Anforderungen der Berufs- und Fahreignungsdiagnostik. Diese wiederum entstammen verkehrstechnischen und bahntechnischen Untersuchungen. Ein kleines Kapitel "Verkehrstechnik" stellt Untersuchungsverfahren für die Bestimmung des wahrnehmungspsychologisch optimalen Designs der Nummernziehen für Autobahnen und der retroreflektierenden Tafeln am Heck von Lastkraftwagen dar.

Die Angewandte Psychotechnik hat eine Vielzahl von Apparaten hervorgebracht, mit denen primär komplexe menschliche Leistungen - wie die Beherrschung eines Kraftfahrzeugs im Straßenverkehr - und auch eher ein- dimensionale Leistungen wie die Konzentration auf Zahlenmaterial sichtbar und messbar gemacht werden sollten. Dazu wurden handwerklich ansprechende mechanische und elektromechanische Vorrichtungen entwickelt - die hervorragenden Abbildungen zusammen mit den von Christian Paulitsch dokumentierten Apparatebeschreibungen und Testinstruktionen führen die Leistungsanforderungen anschaulich vor Augen. Einige der Vorrichtungen der Angewandten Psychotechnik wurden mit den Möglichkeiten der Elektronik und später der Computertechnologie weiterentwickelt - z. B. das "Wahlreaktionsgerät". Andere verschwanden aus der diagnostischen Praxis - wie die "Schrankenwärterprobe" - weil die diagnostische Strategie und/oder die Berufsanforderungen sich verändert haben. Einige Appa- rate haben keine Nachfolger gefunden, weil die jeweilige handlungsfordernde Situation nicht adäquat auf einem Monitor repräsentiert werden kann, sicherlich auch des- wegen, weil die Berufspraxis heutigentags weniger unmittelbar gegenständliche Handlungsdeterminanten aufweist und dafür mehr informationstechnologisch vermittelte Determinanten.

Christian Paulitsch gebührt Dank für die anschauliche Dokumentation eines facettenreichen Entwicklungsschrittes der experimentellen Psychologie und der psychologischen Diagnostik, der insbesondere in der Feststellung der Berufseignung und in der Bestenauslese den guten Ruf eines objektiv messenden Zugangs zur persönlichen Leistungsfähigkeit und zu den damit anstehenden diagnostischen Entscheidungen begründete. Um diese Dokumentation zustande zu bringen, musste der Autor Geräte wiederherstellen und Apparatebeschreibungen und Testinstruktionen rekonstruieren, z. T. durch Befragung von Zeitzeugen, Literaturrecherchen und deren Abstimmung mit der Funktionsweise der Geräte, die er in einigen Fällen nur mit Selbstversuchen ausloten konnte.

Verfasser: Dipl.-Psych. Manfred Bernard, Buchrainweg 8,
Leiter des psychologischen Dienstes der Deutschen Bahn
63069 Offenbach a. M.
DOI: 10.1026/0932-4089.S2.2.l I0a

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